Organspende Aufklärung, Entscheidung pro oder contra

31.05.19: Tag der Organspende 2019: Kritiker fordern umfassende Aufklärung über Hirntod und Stop der Pläne für Widerspruchsregelung

31.05.19: Tag der Organspende 2019 – Organspende-Kritiker fordern umfassende Aufklärung über Hirntod und Stop der Pläne für Widerspruchsregelung

Plakat zum Tag der Organspende 2019Am 1. Juni ist wieder „Tag der Organspende 2019“ mit bundesweiten Veranstaltungen. Dieser Tag, der immer am ersten Samstag im Juni statt findet, macht auf das Thema Organspende aufmerksam. Er steht wie zuvor unter dem Motto „Richtig. Wichtig. Lebenswichtig.“ und ruft dazu auf, sich zu informieren und zu entscheiden. Dabei wird auch der Personen gedacht, die anderen Menschen durch eine Organspende „Leben geschenkt haben“.

2019 ist Kiel unter dem Motto „Kiel zeigt Herz“ Gastgeber des Tag der Organspende, mit Musik, Infozelten und Mitmachaktionen. Schirmherr ist Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).

Organisatorinnen und Organisatoren der Veranstaltung sind unter anderem die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), verschiedene Patientenverbände wie der Bundesverband der Organtransplantierten e. V., der Bundesverband Niere e. V. und der Verband Lebertransplantierte Deutschland e. V. sowie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG) und die Stiftung ÜberLeben.

Anläßlich des Tag der Organspende 2019 fordert der Verein Kritische Aufklärung über Organtransplantation (KAO) e.V. von den Verantwortlichen, die Pläne aufzugeben, eine Widerspruchsregelung in Deutschland einzuführen. Nur wer für sich selbst nach umfassender neutraler Aufklärung einer Organentnahme zugestimmt hat, darf nach Ansicht von KAO als Organspender in Frage kommen, heißt es in ihrer Pressemitteilung vom 29.05.19. „70 Jahre Grundgesetz zu feiern und den Menschen ihr persönlichstes Recht, das auf ihren Körper, zu nehmen, ist ein Skandal!“, kritisierte Renate Greinert, erste Vorsitzende von KAO.

Diskussion mit führenden Hirntod-Kritikern bei Tagung in Rom

Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V. (KAO)In der Mitteilung berichtet der Verein von einem Kongress der John Paul II Akademie vom 20. bis 21. Mai 2019 in Rom. Thema war: „Brain Death, A Medicolegal Construct: Scientific & Philosophical Evidence“ (Hirntod – ein medizin-juristisches Konstrukt: Wissenschaftliche und philosophische Belege.) An der Veranstaltung nahmen neben Renate Greinert das Vorstandsmitglied Christine Rohde teil.

Laut KAO-Mitteilung diskutierten dort weltweit führende Kritiker des Hirntods, wie Professor Alan Shewmon, Professor Paul Byrne, Professor Josef Seifert, Professor Doyen Nguyen, Professor Cicero Coimbra, Fr Edmund Waldstein sowie Bischof Atanasius Schneider mit einem internationalen Publikum über Fakten, wissenschaftliche Beweise zum Hirntod und Möglichkeiten der Behandlung eines schwer hirnverletzten Patienten.

„Der Hirntod ist eine Lüge“, zitierte KAO Professor Byrne. Die Organentnahme töte den Spender und führe den Empfänger in ein zweifelhaftes Leben. Er ist immer noch schwer krank und muss sich nun anderen schwerwiegenden Problemen stellen, wie z.B. Organabstoßung, Organversagen, Krebs, Bluthochdruck, Osteoporose. Der Spender aber sei „entsorgt“, verursache keine Kosten, belege kein Bett und belaste nun nicht mehr die Krankenkassen.

Die Amerikaner rechnen dem Bericht zufolge 2025 mit einem Umsatz von 55 Milliarden Dollar und gehen von einer jährlichen Gewinnsteigerung von neun Prozent aus durch die Immunsuppressiva, die die Organempfänger zukünftig einnehmen müssen. Nach Ansicht von KAO sei es leicht zu verstehen, warum Deutschland angeblich eine Widerspruchslösung brauchen soll. Auch hier solle mit unseren Organen der Umsatz der Pharmafirmen gesteigert werden.

In der Schweiz schlägt auch der Verein „Ärzte und Pflegepersonal gegen die Organspende am Lebensende“ – ÄPOL – Alarm: Organspender seien zum Zeitpunkt der Organentnahme nicht tot. Sie werden durch die Entnahme getötet.

In Deutschland protestiert der Verein Kritische Aufklärung über Organtransplantation (KAO) und fordert eine umfassende Aufklärung der Gesellschaft. „Die potentiellen Spender haben ein Recht auf Wissen, denn wenn sie einer Organspende uninformiert zustimmen, gibt es keine Möglichkeit mehr zum Protest, wenn die Organentnahme beginnt“, so KAO.

Druck durch Organspende-Werbung

Ungeachtet des internationalen Protestes gegen die Hirntod-Definition und deren Folgen für die „Spender“ versuche die Politik in Deutschland unter Führung von Bundesgesundheitsministers Jens Spahn die Gesellschaft weiterhin massiv durch Werbung unter Druck zu setzen. „Organspende ist eine Gemeinschaftsaufgabe! Organspende ist gelebte Liebe“.

„Es geht in den seltensten Fällen wirklich um Lebensrettung. Nach neuesten Zahlen der DSO warten 77% der Organempfänger auf eine Niere. Diese Menschen haben eine Alternative, die Dialyse. Alle wartenden Organempfänger insgesamt machen etwa 0,012% der Gesellschaft aus. Es geht also nur bei 23% der wartenden Organempfänger um „Lebensrettung““, erläutert Greinert. Sie fragt: „Wozu braucht die Transplantationsmedizin uns alle als potentielle Organspender? Ganz einfach: Noch ist die Organübertragung ein weltweiter Menschenversuch im Experimentierstadium. Das Immunsystem des Menschen ist die Hürde der Transplantationsmedizin, die immer noch nicht überwunden ist. Aber wenn die Medizin es schaffen sollte, dann sind wir im Frankensteinzeitalter angekommen“, so ihre Befürchtung.

Ärztliche Aufklärungspflicht wird ausgehebelt

Ausgehebelt werde durch diese Medizin vor allem auch die ärztliche Aufklärungspflicht, erst kürzlich im BGB neu verankert. Schließlich ist ein Mensch vor der „Hirntoduntersuchung“ ein Patient mit allen Rechten. Nach der „Hirntodfeststellung“ werde dann alles unternommen, um diese juristische „Leiche“ am Leben zu erhalten, z.B. mittels Reanimation – erst durch die Entnahme der Organe darf der Mensch endgültig sterben.

Schon 1987 meinte laut KAO Prof. Pichlmayr zu Renate Greinert, die ihren Sohn ohne Kenntnis der wahren Hintergründe zur Organentnahme freigegeben hatte, im Beisein von Zeugen: „Wenn wir die Gesellschaft aufklären, bekommen wir keine Organe mehr…“ Dieser Satz von einem der berühmtesten Lebertransplanteure Deutschlands hänge wie ein „Damoklesschwert“ über der Transplantationsmedizin.

Hirntod-Definition eine „legal fiction“

Seit 1968 habe man der Gesellschaft vorenthalten, dass die Hirntoddefinition eine „legal fiction (rechtlich akzeptierte Annahme)“ ist, damit Mediziner straffrei Organe aus lebenden Menschen entnehmen können.

Menschen, die durch neue medizinische Möglichkeiten wie der künstlichen Beatmung am Leben gehalten wurden und nicht die Rückkehr ins bewusste Leben schafften, gerieten in den Fokus der Transplantationsmedizin, die bereits die technischen Probleme der Organübertragung gelöst hatte, aber noch daran scheiterte, dass ein Organ, nach dem Tod entnommen, innerhalb weniger Minuten nach Atem- und Kreislaufstillstand nicht mehr übertragbar war. Sie seien ideale Träger von lebenden, vitalen Organen gewesen. „Man bezeichnete sie zwar als „hirntot“, aber sie lebten, weil sie beatmet werden konnten. Nur lebende Personen kann man beatmen, Leichen kann man bestenfalls aufblasen“, so KAO.

Der Verein verweist darauf, dass im April 2018 in Boston auf der Harvard-Bioethik-Konferenz „Hirntod – Den Tod definieren“ (Braindeath – Defining Death) diskutiert wurde, wie die Gesellschaft darüber aufzuklären sei, dass Organspender lebende Patienten sind. Die Konferenz wurde organisiert von Professor Dr. Robert Truog, Anästhesist und Direktor des Centers for Bioethics der Harvard Medical School. Er spricht vom „justified killing“, gerechtfertigtem Töten, und hofft trotzdem auf Zustimmung der Gesellschaft.

Ergänzende Informationen

Bundesweiter Tag der Organspende wird in Kiel eröffnet
AERZTEBLATT.DE 28.05.19

Kritische Aufklärung über Organtransplantation (KAO) e.V.

Offizielle Webseite zum Tag der Organspende

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