12.01.12 Wachsende Kritik am Hirntodkonzept und geplanter Erklärungslösung zur Organspende
Gegen die geplante Neuregelung der Organspende regt sich zunehmend Widerstand. Eine Anfang Dezember letzten Jahres gegründete Ärzteinitiative „Ad-Hoc-Gruppe Hirntod“ (AGH) spricht sich gegen die laufende Organspendekampagne und den geplanten Gesetzentwurf aus und warnt vor falschen Voraussetzungen bei der Organentnahme in der Transplantationsmedizin. „Wissenschaftliche Erkenntnisse haben das heutige „Hirntodkonzept“ in medizinisch und theologischer Hinsicht als falsch entlarvt. Daher resultiert: Der „Hirntod“ ist nicht der Tod des ganzen Menschen“, heißt es in einer Presseerklärung vom 10. Januar.
In der neu gestarteten Initiative haben sich bislang 25 Ärzte aus ganz Deutschland zusammengeschlossen, um gegen die derzeitige „Organspende-Euphorie“ und die Verschleierung von Fakten zu protestieren und mit einer ärztlichen Stimme für Lebensrecht und Menschenwürde von für „hirntot“ erklärten oder schwerst hirngeschädigten Patienten in ihrem Leben und Sterben einzutreten. Leiter der Gruppe ist Dr. (I) Gero Winkelmann, aus Unterhaching bei München.
Die „Ad-Hoc-Gruppe Hirntod“ ruft Arztkollegen, Wissenschaftler, Politiker, Medien, Bürger und auch die Kirchen auf, „nicht mehr an der wissenschaftlich falschen und tödlichen Konvention des „Hirntodes“ in der Transplantationsmedizin festzuhalten, nur um frische Organe entnehmen zu dürfen, niemanden zur „Organspende“ zu drängen durch Berufung auf ein irreführendes Hirntodmodell, oder auf „Nächstenliebe“ und Mitleid sowie keine Aussetzung der Schmerztherapie bei potentiellen „Hirntoten“ (nur um später „korrekt“ den ‚Hirntod‘ diagnostizieren zu können.)“, heißt es in der Erklärung.
Weiters fordert die Initiative kirchliche Kreise auf, sich nicht „an der derzeitigen Meinungsmache pro Organtransplantation“ zu beteiligen. Zudem sei die „Gemeinsame Erklärung der Kirchen zur Organspende“ von 1990 zu aktualisieren. Abschließend fordert die AGH wie Papst Benedikt XVI eine Organentnahme nur „ex cadavere“. Wer sich der Gruppe anschließen will, findet unten weitere Informationen.
Offene Briefe an Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Organspende-Debatte
Im Internet kursieren seit kurzem auch zwei offene Briefe an Bundeskanzlerin Angela Merkel und diverse Parlamentarier. Darin wird die Kritik am Hirntodkonzept und Bedenken gegen die geplante Einführung der Erklärungslösung bei Organentnahmen formuliert.
Verfasser sind Dr. med. Regina Breul aus München und die Initiative „Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V. (KAO)“. Beide Briefe können noch unterzeichnet werden. Des Weiteren hat sich letztes Jahr ein breites „Bündnis gegen die Widerspruchs- und Erklärungsregelung bei Organspenden“ formiert, dass einen Appell zur Organspendedebatte veröffentlicht hat (siehe unten).
Weiterführende Informationen:
- Ärztliche Ad-hoc-Gruppe Hirntod
- Offener Brief von KAO an die Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel, an den Gesundheitsminister Herrn Daniel Bahr, an die Justizministerin Frau Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sowie an alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages und alle Mitglieder des Bundesrates
Veröffentlicht Januar 2012
- Offener Brief von Dr. med. Regina Breul: Kritische Fragen zu Hirntod und Organspende
November 2011
(Nach Seitenumbau leider nicht mehr abrufbar!)
- Bündnis gegen die Widerspruchs- und Erklärungsregelung bei Organspenden
- Organspende: Hat ein Toter lebendige Organe?
Der Freiburger Theologieprofessor Joseph Schumacher im KATH.NET-Interview über die Problematik der Organspende. Von Petra Lorleberg
KATH.NET 09.01.12