Debatte um Widerspruchsregelung bei Organspende

10.09.18: Evangelische Frauen in Deutschland (EFiD) gegen Widerspruchsregelung

10.09.18: Organspende braucht Entscheidung: Evangelische Frauen in Deutschland (EFiD) lehnen Widerspruchsregelung ab

Evangelische Frauen in Deutschland (EFiD)Der Verband Evangelische Frauen in Deutschland e. V. (EFiD) lehnt die Forderung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nach Einführung einer Widerspruchsregelung im deutschen Transplantationsgesetz entschieden ab.

„Das ist keine kleine Änderung, das ist ein Paradigmenwechsel bei der zentralen Rechtsgrundlage der so genannten postmortalen Organspende in Deutschland: von der Freiwilligkeit hin zur Verpflichtung“, erklärte die EFiD-Vorsitzende, Susanne Kahl-Passoth in einer Pressemitteilung vom 07.09.18.

Aus Sicht der Evangelischen Frauen ist es nicht vorstellbar, dass es im Geltungsbereich des Grundgesetzes – nach dem die Würde des Menschen unantastbar ist – eine Verpflichtung geben kann, den sterbenden beziehungsweise toten menschlichen Körper zur Verfügung zu stellen. Auch dann nicht, wenn dies ausschließlich zum Wohl anderer Menschen dient.

Widerspruchsregelung pervertiert den grundsätzlich freiwilligen Charakter einer Spende

„Zudem pervertiert eine Widerspruchsregelung den grundsätzlich freiwilligen Charakter einer Spende“, erklärte Angelika Weigt-Blätgen, stellvertretende EFiD-Vorsitzende. Dies gelte ebenso im Falle einer doppelten Widerspruchsregelung, wonach auch Angehörige einer Organspende widersprechen können.

Die Entscheidungsnot betroffener Angehöriger lasse sich letztlich nur lösen, wenn über eine Organspende ausschließlich der oder die erwachsene Organspender*in entscheiden könne. „Dies ist nicht von ungefähr eine der zentralen Forderungen der Evangelischen Frauen in Deutschland zur gesetzlichen Regelung der Organspende“, so Weigt-Blätgen weiter.

„Es ist eine Illusion zu glauben, dass sich durch Einführung der Widerspruchsregelung die Organspende-Zahlen in Deutschland nennenswert erhöhen würden“, stellte Kahl-Passoth klar. Dies sei keineswegs ein Automatismus, wie das Beispiel anderer Länder zeige. Und schon gar nicht ließe sich die Zahl durch immer neue Werbekampagnen erhöhen.

Die Entwicklung der letzten Jahre zeige überdeutlich, dass vielmehr endlich ernsthaft damit begonnen werden müsse, verloren gegangenes Vertrauen der Bevölkerung in das Organspende-System zurückzugewinnen. „Dazu gibt es nur einen Weg! Nämlich eine umfassende, auch schwierige ethische Fragen wie die Diskussion um den Hirntod offen ansprechende Information derjenigen, die um ihre Spende gebeten werden.“ Unabdingbar sei der absolute Respekt vor der Freiwilligkeit der Entscheidung.

Kampagne „Organspende.entscheide.ich“

Der Verband Evangelische Frauen in Deutschland e.V. (EFiD) mit Sitz in Hannover ist als Dachverband die Stimme evangelischer Frauen in Kirche und Gesellschaft. Zu EFiD gehören 39 Mitgliedsorganisationen mit insgesamt rund 3 Millionen Mitgliedern.

EFiD hat vor geraumer Zeit die Kampagne „Organspende.entscheide.ich“ gestartet. Zweck ist eine umfassende Aufklärung zu allen Fragen rund um die Organspende und den Hirntod. Zudem gibt es einen etwas anderen Organspendeausweis.

Ergänzende Informationen

Kampagnenseite „Organspende.entscheide.ich“ der Evangelischen Frauen in Deutschland e.V. (EFiD)

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